Ein weiteres Highlight für uns! Die Filmmusik steht bei der Soundtrack Cologne im Vordergrund und als Fans solcher, lassen wir uns natürlich nicht nehmen, hier vorbei zu schauen.
Wir haben viele alte Gesichter getroffen! Man sieht sich viel zu selten und dementsprechend ist es ein wirkliches Vergnügen, sich mal wiederzusehen und zu quatschen. Was gibt es Neues aus der Branche, was sind die Trends in der Filmmusik und was sind die Probleme oder auch Misverständnisse. Viele nationale und internationale Komponisten geben sich die Ehre und geben Einblicke in ihre Arbeit.
Aber auch andere Music Supervisor sind da und man kann sich entspannt über die verschiedenen Märkte austauschen, aber auch die gemeinsamen Probleme ansprechen und manchmal gemeinsam darüber lachen oder auch weinen.
Danach ging es rüber nach Düsseldorf, wo wieder gefeiert wurde. Der Schwerpunkt Musik in Werbung wurde weder diskutiert, noch dokumentiert, aber alle sind deshalb in die Seifenfabrik gekommen, um bei der Soundlounge am Start zu sein. Wir sind nicht so oft in der Gegend, deshalb ist es immer schön, unsere Freunde dort zu treffen. Es war ein Spaß und viel Musik gab es auch auf die Ohren!
Unsere Zeit in Köln und Düsseldorf ist immer viel zu kurz, aber wir freuen uns immer, ins Rheinland zu fahren. Bis hoffentlich sehr bald!
Score – Eine Ode an die Filmmusik Hollywoods
Was wäre ein Film ohne Musik? Die 90minütige Doku Score – Eine Geschichte der Filmmusik von Matt Schrader geht genau dieser Frage mit viel Pathos, Freude an der Emotion und einem sicheren Gespür für große Momente der Filmmusikgeschichte nach. Mehr tut Score nicht – aber das macht auch nichts.
Über 60 Komponisten, Regisseure und andere Personen der Filmbranche hat Schrader interviewt und teilweise ihre Arbeit dokumentarisch begleitet. Der Film arbeitet sich dabei chronologisch durch ausgewählte Höhepunkte der Filmmusik Hollywoods, wobei große Namen immer im Vordergrund stehen: Beginnend mit der Ära der Stummfilme, die niemals Stummfilme waren, mit Alfred Newman und den Klassikern der Mitte des 20. Jahrhunderts bis hin zu Jerry Goldsmith, dann schließlich die goldene Ära des großen John Williams in den 1970er und 1980er Jahren, gefolgt von Hans Zimmer, Thomas Newman und neueren Entwicklungen bis in die Gegenwart.
Dass der Film dabei gekonnt emotionale Momente großer Filmkunst mit interessanten und auch witzigen Details des Produktionsprozesses verschmilzt, ist ein großes Plus und sorgt für unterhaltsame Abwechslung, ohne dabei allzu sehr zu verflachen. Schmerzlich vermissen lässt der Film allerdings jegliche Erwähnungen der großen Zeichentrickfilmmusik etwa der Disney-Klassiker, in denen die orchestrale Filmmusik in höchster künstlerischer Vollendung zum wichtigen Darsteller wurde und kunstvoll jede Szene begleitete. Wer sich zudem einen Blick über den Tellerrand des großen Hollywood-Kinos erhoffte, wird ebenfalls bitter enttäuscht. Auch neuere Entwicklungen der Verwendung elektronischer und exotischer Klänge etwa eines Max Richter oder Johann Johannson finde keine Erwähnung.
Dennoch tut das dem Erleben dieses Dokumentarfilms keinen Abbruch. Score ist eine liebevolle, neugierige, mitunter humorvolle und augenzwinkernde Hommage an die großen Soundtracks des US-Kinos der letzten 100 Jahre. Dass dabei nicht die gesamte Filmmusikgeschichte beleuchtet werden kann und große Lücken gelassen werden, ist zu verschmerzen, weil es dem Film gelingt, eine gelungene Auswahl wirklich bedeutsamer Werke und ihre Wirkung auf die Nachwelt vorzustellen und zu feiern.
Score kratzt nur an der Oberfläche tiefergehender Fragen etwa nach der psychologischen Wirkung von Filmmusik, dem komplexen Zusammenspiel von Bild und Ton oder dem mühseligen Postproduktionsprozess – das möchte dieser Film auch gar nicht. Was er jedoch tut, ist die große Bedeutung von Filmmusik anhand herausragender und künstlerisch wertvoller Beispiele sowie geschickt angeordneter O-Töne und Kommentare von Beteiligten herauszustellen. Eine euphorische Ode, ein Abgesang auf große musikalische Momente der Filmgeschichte. Und weil die Bedeutung von Musik für den Film nicht genug betont werden kann, ist Score alleine deshalb sehenswert.
Eine weitere ereignisreiche Berlinale geht zu Ende. Wie immer waren wir mittendrin im Star-Trudel, bei den Panels und Diskussionen, haben vielversprechende Filme gesehen und einen Abstecher zur Genrenale gemacht. Bis zum nächsten Jahr!
Wir waren letzte Woche in Frankfurt am Main und haben neben vielen Terminen mit Partnern und Kunden auch einen Abstecher zur Ausstellung Film und Games im Deutschen Filmmuseum gemacht. Die Ausstellung untersucht vor allem Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Medien Games und Film und geht dabei auch auf Soundtracks, Soundeffekte und die Verwendung von Musik ein.
Wie anders die Möglichkeiten der Musikkomposition bei Games sind, die in dynamischen Spielsituationen immer auf den Spieler reagieren, zeigt die Ausstellung wirklich anschaulich mit Beispielen auf. Moderne Games sind so programmiert, dass sie den Soundtrack aus einzelnen Spuren (sogenannten Stems) je nach gewünschter Wirkung selbst zusammenmischen. Die Klassiker wie Super Mario hatten einen Track für jedes Level – das gehört der Vergangenheit an.
Im Western-Game Red Dead Redemption wandelt sich die Musik in mehreren Stufen selbständig und ohne Unterbrechnung, etwa wenn die Spielfigur sich eine Schießerei mit Banditen liefert, ein Lager in der Prärie aufschlägt oder lässig durch einen Saloon schlendert. Empfehlenswert!
Heute geht unser Augenmerk in unserer Reihe PHENOM MUSIC FEATURES mal in eine ganz andere Richtung. Wir möchten euch zwei EPs vorstellen: Sympathetic Resonance und Windows. Es handelt sich hierbei weder um eine Band, noch haben die Stücke eine feste Songstruktur. Vielmehr geht es darum, sich fallen zu lassen und zu verstehen, was die Musik ausdrücken will: Diese Musik möchte nicht nur gehört, sondern empfunden werden.
Die sechs gefühlvoll-intimen Stücke auf der Sympathetic Resonance EP sind für Klavier und Cello von Sebastian Morawietz geschrieben. Das Cello wurde von Dmitri Devine gespielt, der lange bei den Berliner Philharmonikern war. Leider ist dieser Meister im Januar 2015 von uns gegangen (RIP!). Die Musik lädt ein zum Träumen, Schweben, Trauern, Lieben, Leiden – hört einfach selbst.
Gefolgt wird Sympathetic Resonance von Windows, das inspiriert ist von dem Panorama-Ausblick aus dem Fenster des Komponisten. Obwohl dieser Ausblick gleich bleibt, ist der Mittelpunkt des Geschehens auf den Stücken jeweils ein anderer. Kleinere elektronische Elemente bereichern den Sound – keine Beats, sondern Feinheiten und minimalistische Spielereien. Die Stücke auf Windows wirken dadurch modern-cinematisch und klingen nach einem zeitgemäßen Soundtrack.
Wer Lust hat, kann sich die EPs auf Soundcloud ganz anhören oder bei iTunes oder Bandcamp kaufen, um diese Kunst etwas zu unterstützen. Viel Spaß beim Hören!
Eine weitere Perle vom Filmfest München: Andrea Di Stefano stand mit seinem Regiedebüt bei mehreren Gelegenheiten Rede und Antwort. Wir finden, dass ihm mit Escobar: Paradise Lost ein beeindruckendes Werk gelungen ist. Es war eine Freude, mit ihm über seinen Film zu sprechen und zu hören, was alles Einfluss auf die Produktion hatte. Besonders hervorheben muss man die Leistung von Benicio Del Toro, der Pablo Escobar in seiner Zwiespaltigkeit so gut verkörperte, dass es einen sprachlos machte. Wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, den Film zu sehen, ergreift sie. Es lohnt sich!
Die Musik wurde von Max Richter komponiert und unterstützt die Bilder großartig, ohne sich zu sehr an lateinamerikanischen Klischees zu bedienen. Der glänzend arrangierte Soundtrack mit kammermusikalischer Besetzung, der in den Studios Babelsberg aufgenommen wurde, thematisiert die bedrückende Unausweichlichkeit der tragödienhaften Handlung und macht betroffen, ohne zu dick aufzutragen. Damit unterstützt die Musik die Intention des Regisseurs, eher ein klassisches Drama zu erschaffen, als einen weiteren Drogen-Thriller zu produzieren.
Max Richter wurde vielfach für sein Schaffen ausgezeichnet: Nicht nur als Komponist für Film und Bühne gewann er den European Film Award oder den Bayerischen Filmpreis, sondern auch für seine Musik als zeitgenössischer Künstler erhielt er unter anderem den Echo Klassik. Wir freuen uns schon auf den nächsten Film von Andrea Di Stefano und hoffen, dass dieser auch so gut gelingt wie Escobar: Paradise Lost.
Wir hatten beim Filmfest München die Gelegenheit von Regisseur Alexander Payne persönlich zu hören, was er sich bei der Musik in dem Film The Descendants mit George Clooney gedacht hat. Der Film hat einen Oscar gewonnen (im Gegensatz zu George), d.h. ein großes Publikum hat die Musik gehört.
Die Besonderheit hier ist, dass der Film komplett ohne Score auskommt. Alex Payne hat sich im Vorfeld mit authentischer, hawaiianischer Musik beschäftigt und das Ergebnis lässt sich gut zusammenfassen: Slack Key Guitar in allen Facetten. Von Gabby Pahinui bis Jeff Peterson, die Musik ist ausschließlich aus und von Hawaii. Selbst wenn man die Worte nicht versteht (und das wird den meisten so gehen), spricht die Musik für sich und man kann fühlen, was die Musik ausdrücken will und soll, Leichtherzigkeit, Sehnsucht, Melancholie, Freude. Macht Euch selbst ein Bild und hört mal rein!